Ein Buch einfach mal so durchzulesen und am Ende zu sagen „Das war ja echt gut.“ oder „Was für ein Mist“, ist relativ einfach. Das ganze ausführlich zu begründen und in eine Rezension zu fassen, erfordert nicht nur eine aufmerksamere Lektüre, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Text und dessen Bewertung auf der Basis von Fachwissen und/oder Erfahrung. Der persönliche Geschmack spielt ebenfalls eine Rolle, doch meist wird diese Komponente zum großen Teil bereits durch die Auswahl eines Buches bedient.
Eine Rezension zu verfassen bedeutet also eine gewisse Vorbereitung zu leisten, indem man sich über interessante und infrage kommende Bücher informiert und sie beschafft, dann (hoffentlich) Genuss und Aufmerksamkeit beim Lesen des Buches und anschließend die Nachbereitung in Form des Formulierens und Niederschreibens der eigenen Gedanken zu dem Text.
Das ist ein recht zeitaufwändiges und arbeitsintensives Hobby. Und ich bewundere diejenigen, die pro Woche zwei oder drei Rezensionen verfassen. Ich selbst bin schon froh, wenn ich zwei im Monat schaffe. Doch warum macht man das überhaupt?
Bei mir fing das schon in der Schule an. Wir haben im Deutschunterricht Bücher gelesen und sogenannte Inhaltsangaben dazu verfassen müssen. Das war vielen meiner Mitschüler schon ein Graus aber für mich kein Problem. Später kam dann noch dazu, dass man seine Meinung zum Buch äußern sollte und das Schlimmste… diese auch noch begründen! Fand ich gar nicht so schlimm. Ich habe mich immer gefreut, wenn wir wieder ein Buch lesen und auf diese Art analysieren „mussten“.
Später bemerkte ich, dass es mir viel Spaß machte, mich mit anderen über gelesene Bücher auszutauschen. Leider gab es in meinem Umfeld nicht viele Leute, mit denen ich über Bücher reden konnte – entweder, weil nicht gelesen wurde oder weil zwar gelesen wurde aber nicht viel darüber nachgedacht. Da kamen eben nur Aussagen wie: „Das Buch ist toll, das musst Du lesen!“. Fragte man dann nach, was denn toll an dem Buch ist, war das Gespräch recht schnell beendet. Das liegt häufig daran, dass nicht alle Leute dem Lesen einen so hohen Stellenwert in ihrem Alltag einräumen, wie ich. Das verstehe ich durchaus und verurteile es auch nicht – jeder hat nun mal andere Prioritäten im Leben.
Deswegen fing ich an, Rezensionen zu schreiben und zu veröffentlichen. Denn dadurch hatte ich die Möglichkeit, meine Begeisterung oder meine Enttäuschung über das Gelesene mit anderen zu teilen (auch wenn gerade niemand zum Diskutieren da war) und selbst ein Feedback zu erhalten. Früher gab es doch diese Buch- oder Leseclubs bei denen sich die Leute regelmäßig trafen und über Gelesenes austauschen. Das „Buchbloggen“ ist im Grunde die moderne Version davon – mit dem Unterschied, dass man zeitlich flexibel ist und über das Internet viel mehr Menschen erreichen kann. Der persönliche Kontakt fehlt dabei natürlich irgendwie.
Das mit meinem Umfeld hat sich mittlerweile geändert. Inzwischen kenne ich sehr viele „Büchermenschen“ und bin froh darüber. Es ist motivierend und inspirierend so viele Menschen zu kennen, die das Lesen und gute Bücher ebenso schätzen, wie ich.
Natürlich entwickelt man sich als Leser und auch als Rezensent immer weiter. Je mehr man liest, desto mehr Erfahrung sammelt man, umso mehr Vergleichsmöglichkeiten hat man. So ist es mir schon oft passiert, dass ich ein Buch zur Hand nahm, was mich vor Jahren begeistert hatte und nun feststellen musste, dass ich es nicht mehr mag oder viel weniger Begeisterung dafür empfinde. Das liegt natürlich daran, dass ich in den vergangen Jahren einige Bücher gelesen hatte, die noch ein Stück spannender, witziger, innovativer oder intelligenter geschrieben waren.
Selbst auf meinem Blog gibt es Bücher, deren Bewertung ich mittlerweile kritischer sehe. Da habe ich vor zwei-drei Jahren vielleicht eine sehr hohe Punktewertung vergeben, die ich einem Buch jetzt nicht mehr zugestehen würde.
Das ist ein Dilemma, was mich in der letzten Zeit immer wieder vor ein Problem stellte, wenn ich für ein Buch eine Rezension verfasste und es nach meinem 10-Punkte-System bewertete.
Diese Bewertungssysteme sind ja auf diversen Online-Plattformen üblich und da ich dort mit dem gängigen 5-Punkte-System schon kaum klar kam, weil es einfach zu wenig Raum für Differenzierungen lässt, habe ich ein 10-Punkte-System gewählt. Doch auch das hinkt mittlerweile auf Grund des oben beschriebenen Problems.
Ein weiteres Problem der Punkte-Bewertungen ist die persönliche Auslegung. Ich selbst bin bei dem 5er-System immer von Schulnoten beeinflusst – natürlich in umgekehrter Richtung. Das heißt also, ein Punkt ist die schlechteste Wertung, entspricht für mich der Schulnote 5 (ich bin aus dem Osten und da war 5 nun mal die schlechteste Note) und 5 Punkte entsprechen der Schulnote 1. Eine Drei empfand ich als Schulnote immer als übel und somit, ist eine 3er-Bewertung für ein Buch für mich nicht unbedingt eine Empfehlung, sondern eher das Gegenteil. Es gibt jedoch Blogger, die 3 Punkte vergeben, wenn sie ein Buch gut fanden und 4 Punkte, wenn das Buch grandios war. Hier lauert also ebenfalls ein Problem. Es gibt einfach keine allgemeingültige Auslegung der Bewertungssysteme. Somit ist es nicht möglich, sich auf Punkte- oder auch Sterne-Bewertungen zu verlassen, wenn man wissen will, ob ein Buch gut oder schlecht ist.
Um meinen Lesern und mir selbst dieses Dilemma zukünftig zu ersparen, habe ich beschlossen, mein Punktesystem nicht mehr zu verwenden, sondern meine Rezensionen nur noch mit einem Fazit und ggf. einer Empfehlung abzuschließen. Und ich werde versuchen, mich zukünftig noch etwas weniger von Sternen, Punkten, Tatzen, Herzen usw. beeinflussen zu lassen.
Nun möchte ich wieder ein paar Dinge von Euch zu diesem Thema wissen:
Warum habt Ihr angefangen, Bücher zu rezensieren?
Wie bereitet Ihr eine Rezension vor? Macht Ihr Euch bereits während des Lesens Stichpunkte?
Wann verfasst Ihr eine Rezension – direkt nach dem Lesen oder lasst Ihr das Buch erst noch etwas „einwirken“?
Was fällt Euch am schwersten bei einer Rezension?
Bewertet Ihr nach einem Punktesystem oder lieber nicht?