THEMA: Autorenlesungen

Wahrscheinlich kommen die meisten Buchbegeisterten über kurz oder lang einmal dazu, eine Autorenlesung zu besuchen. Es sollte in fast jeder Region die Möglichkeit dazu geben. Meist werden Lesungen von Bibliotheken oder Buchhandlungen ausgerichtet oder finden im Rahmen von Buchmessen oder Festivals statt.
Ich stelle fest, dass das Angebot an solchen Events hier wo ich wohne, im kleinen Saarland, erstaunlich groß ist. Wie mag das erst in einer Großstadt wie Berlin oder München sein? Oder ist das Saarland etwa besonders lesebegeistert?
Wenn ich unser regionales Wochenblättchen aufschlage, so finde ich darin fast immer mindestens eine Ankündigung für eine Lesung. In diesem Fall sind es meist regionale Autoren, die ihre Werke in Gemeindebibliotheken, Rathäusern oder Cafés präsentieren.
Einige Gemeinden sind besonders aktiv in der Leseförderung und bieten regelmäßig Autorenlesungen für Schüler aber auch Erwachsene an. So gibt es zum Beispiel in dem kleinen Ort, in dem ich lebe, jedes Jahr den „Lese-Herbst“. Einen Monat lang hat man die Gelegenheit, Lesungen verschiedenster Genres zu besuchen – und zwar kostenlos.
Buchmessen sind ebenfalls immer eine gute Gelegenheit, Autoren in Lese-Aktion anzutreffen. Neben den Großen in Leipzig und Frankfurt gibt es jede Menge kleinere, regionale Messen oder Conventions bei denen es natürlich auch zum guten Ton gehört, mit möglichst namhaften Autoren aufzuwarten, die das Publikum mit ihren Büchern unterhalten. Hier im Saarland kenne ich zwei regelmäßig stattfindende Buchmessen – die Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse und die HomBuch. Es gibt sogar gastronomische Betriebe, die sich in die Reihe der Lesungs-Veranstalter einreihen, z.B. das „Baker Street“ oder die „Nautilus-Bar“ in Saarbrücken.
Im Rahmen dieses Themas besonders zu erwähnen, ist die Buchhandlung „Drachenwinkel“ im saarländischen Dillingen. Das ist eigentlich schon eine eigene Institution in Sachen Autorenlesungen und Autorenbegegnungen. Es gibt halbjährliche Lesungsprogramme und pro Monat ca. 2 bis 3 Lesungen und die Autoren, die sich hier quasi die Klinke in die Hand geben, können sich wirklich sehen lassen. Ich schätze, da könnte so mancher Buchliebhaber richtig neidisch auf das kleine Saarland werden. Markus Heitz, Bernhard Hennen und Wolfgang Hohlbein sind fast schon Stammgäste hier. Klaus-Peter Wolf, Arno Strobel, Kai Meyer, Lucy van Org, Dan Wells, Tad Williams – alle waren schon da, teilweise mehrfach. Ich bin gespannt, wen man dort noch so alles treffen wird.

Jetzt habe ich euch erzählt, wie viele Möglichkeiten es gibt, sich seine Lieblingsgeschichten von deren Autoren live vorlesen zu lassen. Aber warum sollte man eigentlich eine solche Lesung besuchen? Lesen kann man ja schließlich selbst ganz gut.

Ich habe für mich persönlich feststellen können, dass ich eine andere Beziehung zu einem Text habe, wenn ich dessen Autor schon einmal bei der Performance desselben erlebt habe. Es ist nicht unbedingt so, dass es mich umstimmen würde in der Beurteilung der Geschichte – entweder gefällt sie mir, oder nicht. Doch manchmal erhält man durch die Art, wie ein Autor seine Geschichte erzählt oder wie er über deren Entstehung spricht, eine Erklärung für das eine oder andere. Das verändert tatsächlich den Blickwinkel ein wenig. Außerdem kommt die persönliche Note hinzu – finde ich den Autor/die Autorin sympathisch oder total unsympathisch, liest er/sie eher langweilig vor oder unterhaltsam, witzig und einprägsam? Auch das verändert die Sichtweise auf ein Werk. Ich war tatsächlich schonmal bei einer Lesung, bei der ich dem Buch nichts abgewinnen konnte. Es war einfach nicht mein Geschmack. Aber der Autor war derart unterhaltsam und hat seine Geschichte mit soviel Witz und Charme vorgetragen, dass es mich restlos begeistert hat. Als ich danach versuchte, das Buch selbst zu lesen, habe ich es nach ein paar Seiten weglegen müssen.
Ich finde diese Erfahrungen immer wieder faszinierend und sie zeigen mir, was es doch für einen Unterschied macht, daheim im gemütlichen Sessel zu Lesen oder gemeinsam mit vielen anderen den Schöpfer eines Werkes bei dessen Präsentation zu erleben. Genau wie in der Musik, kann es hier die ein oder andere Überraschung geben. Manche Bands oder Sänger können einfach nicht gut live singen, andere sind gerade live etwas ganz Besonderes. So ist es bei Autoren eben auch.
Für das Lesen selbst finde ich diese Art von Veranstaltungen sehr förderlich. Es ist unglaublich motivierend, einen Autoren live zu sehen, mit ihm reden zu können und mit anderen Lesern gemeinsam seinem Votrag zu lauschen und danach zu diskutieren oder einfach nur gemeinsam Pizza zu futtern. Es ist eine Erfahrung, die das Lesen irgendwie größer macht und aus der verstaubten Eskapismus-Ecke herausholt.

Und warum schreibe ich diesen Text gerade jetzt? Na, weil in ein paar Tagen wieder eine Lesung ansteht, auf die ich mich sehr freue – natürlich im Drachenwinkel. Wer genaueres wissen will, hier ist der Link:

Drachenwinkel Dillingen – Veranstaltungen

 

Ich würde gerne Eure Meinung zu dem THEMA wissen:

Geht Ihr gerne auf Autorenlesungen und wenn ja, was bewegt Euch dazu?

Wie ist das Angebot an Lesungen in Eurer Gegend?

Würdet Ihr vor einer Lesung das Buch bereits lesen oder lasst Ihr Euch lieber überraschen?

Wen würdet Ihr gerne einmal live Lesen sehen?

 

P.S. Ich weiß, dass mein Text nicht genderkonform ist. Damit müsst ihr leben. Ich habe nämlich keine Lust, alles in männlicher und weiblicher Form zu schreiben oder mir immer eine neutrale Ausdrucksweise zu überlegen. Ihr dürft euch gerne alle angesprochen fühlen, egal welches Geschlecht ihr habt.

 

 

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