Kennt ihr diese Art von Büchern, diese wirklich großen, die einen nicht nur während der Lektüre fesseln, sondern auch danach nicht mehr aus dem Kopf gehen, selbst Monate oder Jahre nachdem man sie gelesen hat? Sogar als Vielleser stößt man nur selten auf diese Art von Büchern. Aber wenn es passiert, dann haut es einen erstmal um und für eine Weile ist es fast unmöglich, wieder andere, vielleicht nur „normal“ gute, Bücher zu lesen. Es ist wie ein neuer Treppenabsatz, den man durch die Lektüre des „Großen“ erreicht hat. Man will eigentlich nicht mehr zurück, weil sich hier eine neue, viel größere Welt erschlossen hat und doch muss man, um die nächsten Stufen nach oben zu finden, lange im Dunkeln stochern und oft sogar wieder ein paar Stufen hinab steigen. Das ist eigentlich schon das Resümee zu einem der besten Bücher, die ich bislang lesen durfte.
Thematisch passte es eigentlich gar nicht so richtig zu meinen Vorlieben, doch ich hatte bereits sehr positive Erfahrungen mit den Büchern des Autors und bekam es zudem wärmstens empfohlen.
Ein fast 1000 Seiten umfassender historischer Roman, der in der Arktis spielt, verfasst von dem mir als genialer Horror-Autor bekannten Dan Simmons. Der Titel „Terror“ – einprägsam, beängstigend – ist „nur“ der Name eines der Schiffe, um das sich die Geschichte dreht und trotzdem löst er in mir immer noch eine ganz besondere Regung aus – Ehrfurcht. Das gilt nicht nur für dieses großartig recherchierte und detailreich in Worte gefasste Werk sondern auch für die Protagonisten, die es tatsächlich gab und deren wahre Geschichte bis heute unbekannt ist. Dan Simmons hat sich der wenigen bekannten Fakten über die Mission der Schiffe „Terror“ und „Erebus“, die Entdeckung der Nord-West-Passage vom Atlantik zum Pazifik, bedient und daraus eine zutiefst bewegende und in all ihrer Brutalität und Grausamkeit verstörend fassbar wirkende Geschichte geschaffen.
Im Jahre 1848 wurde die „Terror“, die zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre im arktischen Eis festsaß, vermutlich von der Mannschaft endgültig aufgegeben. Was mit den Männern passierte, ist weitgehend unbekannt. Das Buch ist in jedem Fall eine würdige Hommage an die Seeleute und Forscher, die damals gegen widrigste Umstände kämpften und vermutlich allesamt ihr Leben ließen. Übrigens wurde das Wrack des Schiffes erst im September 2016 in einer Bucht vor der King William Insel im arktischen Norden Kanadas gefunden. Diese trägt jetzt den Namen „Terror-Bay“.
Autor: Dan Simmons
Verlag: Heyne
Wertung: 10 von 10 Punkten