TATTOO – Ashley Dyer

In Liverpool geht ein Serienkiller um, der seine ausnahmslos weiblichen Opfer vor der Ermordung wochenlang quält, indem er sie mit Pflanzendornen auf äußerst schmerzhafte Weise am ganzen Körper tätowiert. Die Symbolik der Tätowierungen lässt auf einen rituellen Hintergrund, aber auch auf eine bestimmte Botschaft schließen, die der Täter übermitteln will. Das letzte Opfer des sogenannten Dornenkillers ähnelt zudem auffallend der Exfrau des ermittelnden Polizeibeamten, Chief Inspector Greg Carver.  Ist es eine Botschaft an ihn? Noch bevor Carver das herausfinden kann, wird er unfreiwillig aus dem Spiel genommen: Seine Kollegin Ruth Lake findet ihn angeschossen in seiner Wohnung.

Der Debütroman des Autorenduos Margaret Murphy und Helen Pepper alias Ashley Dyer beginnt mit einem ungewöhnlichen Szenario. Der ermittelnde Detective wurde außer Gefecht gesetzt – vermutlich sogar von seiner eigenen Kollegin –und liegt schwerverletzt im Krankenhaus, wo er neben einer Schusswunde auch noch mit einer Kopfverletzung und massiven Nachwirkungen derselben fertig werden muss. Die Ermittlungen im Fall des Dornenkillers werden an einen anderen Beamten übergeben. Das jedoch soll das einzige bleiben, was an diesem Thriller unkonventionell ist.
Die folgende, an sich klassische Serienkiller-Story ist überfrachtet mit zu vielen, dem Fortgang der Geschichte wenig zuträglichen Detailinformationen zu Polizeiarbeit und psychologische Analysen fast sämtlicher Protagonisten. Diese für sich genommen interessanten Informationen wirken in einer so  wenig raffinierten Handlung deplatziert und verhindern über weite Strecken jeglichen Spannungsaufbau.
Erschwerend kommt hinzu, dass es keinerlei Sympathieträger im Roman gibt. Die Autorinnen haben es deutlich übertrieben mit ihrem Versuch, jeden Charakter dadurch interessant wirken zu lassen, dass sie ihm bzw. ihr ein Laster, ein dunkles Geheimnis oder ein unverarbeitetes Trauma andichten.
Die Idee, aus Greg Carver am Ende einen neuen Superermittler (für die beiden geplanten Fortsetzungen des Romans) zu machen, der nach seiner Kopfverletzung mit einer kuriosen und höchst nützlichen Gabe gesegnet ist, ist ebenso abgedroschen wie die letztendliche Täterfigur und deren völlig aberwitzige Beweggründe.
Leider gäbe es noch weitere Kritikpunkte aufzuführen: den verwirrenden und im Grunde fehlerhaften Einsatz verschiedener Zeitformen im Text, obwohl die betreffenden Handlungen auf der gleichen Zeitebene erfolgen; die den Hauptcharakteren in inflationärem Maß zugesprochene Fähigkeit, jederzeit den Gefühlszustand einer anderen Person sowie den Wahrheitsgehalt von deren Aussagen aufs Genauste erkennen zu können –sogar aus der Entfernung; das Überstrapazieren von Klischees die Zusammenarbeit von Männern und Frauen betreffend, etc. pp.

Fazit: Ein Thriller-Konstrukt, das das Kernthema zugunsten der Zurschaustellung von möglichst viel Hintergrundwissen und auf Kosten erzählerischer Qualität und Spannung vernachlässigt

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