LESEN – gar nicht so einfach

Selten poste ich Beiträge, die nicht direkt mit einer Buch-Empfehlung oder Rezension zu tun haben. Das ist Absicht, da ich einen möglichst objektiven Blick auf die vorgestellten Bücher bieten möchte. Wenn ich meine Beweggründe für die Auswahl oder Nicht-Auswahl der Bücher mitteile, würde das vielleicht bereits zu einer Meinungsbildung führen und meine Rezensionen evt. in einer speziellen Schublade landen lassen, ohne das sie gelesen wurden.
Natürlich fische ich mir meinen Lesestoff nicht mal eben wahllos aus den unendlichen Weiten des Bücherozeans heraus, sondern eher aus einem speziellen Gebiet. Ich nenne es jetzt mal „Spannungsliteratur“, was ein umfassender Begriff für das ist, was mir an Literatur am ehesten zusagt. Darunter fallen sowohl Bücher aus den Bereichen Fantastik und Horror aber auch Thriller und Kriminalromane.
Warum erzähle ich das?
Neulich hat mein Blogger-Kollege Florian von Creepy Creatures Reviews einen Beitrag gepostet, der ziemlich genau das widerspiegelt, was mir seit geraumer Zeit zu Denken gibt  und immer mehr Schwierigkeiten bereitet (Link zum Beitrag am Ende des Textes).
Es betrifft die Entwicklung des Buchmarktes bzw. des Angebots an Büchern/Literatur, die sich seit einigen Jahren abzeichnet und immer spürbarer wird. Ich kann jetzt nur für den von mir oben erwähnten Bereich der Spannungsliteratur sprechen. Hier fällt es mir seit Langem immer schwerer, Bücher zu finden, die mich wirklich interessieren und die in mir auf Anhieb den Wunsch wecken, sie unbedingt lesen zu wollen. Anfangs habe ich nicht viel darüber nachgedacht und einfach auf die nächsten Neuerscheinungen gewartet. Wird schon was dabei sein… Nein, war es leider nicht! Der Grund, warum mich mittlerweile nur noch sehr wenige Neuerscheinungen ansprechen, liegt – ganz einfach ausgedrückt – in dem unsäglichen Einheitsbrei, der jedes Jahr durch die Verlage auf den Markt geworfen wird. Da kämpfen die Orks zum X-ten Mal gegen andere Orks, die Heere von König A stehen vor den Toren von Königreich B, ein Drache bedroht das Land und ein Held gebietet ihm Einhalt – meist ist es ein Held, der aus ach so erbärmlichen Verhältnissen kommt und dann – oh Wunder – magische Fähigkeiten hat oder der Auserwählte ist.
Noch mehr gefällig?
In der Jugendliteratur ist das mit dem Underdog, der plötzlich entdeckt dass er was ganz Besonderes ist, der absolute Renner. In fast jedem Jugendbuch (der fantastischen Art, zumindest), wird dieses Thema ausgeschlachtet. Bei mir löst mittlerweile schon das Lesen solcher Klappentexte einen Würgereiz aus.
Aber auch in den Genres Krimi und Thriller werden immer dieselben Stereotypen aufs Neue abgefrühstückt. Man muss nur einen Blick auf die Klappentexte der Bücher im Buchladen werfen und das Gähnen ist vorprogrammiert. Da helfen auch keine besonders bizarren Mord- und Foltermethoden, Gedärme, bemitleidenswerte missbrauchte Kinder und Frauen – es gibt nichts, was man nicht schon gelesen hätte.
Zur Aufmachung der Bücher muss man auch nicht mehr viel sagen. Läuft ein Buch mit einem bestimmten Cover gut, gibt es ein halbes Jahr später Dutzende ähnlich aussehende von anderen Verlagen, anderen Autoren, mit ähnlichem Inhalt.
Und warum ist das so?
Ich schätze, weil die meisten (besonders die großen) Verlage immer weniger an Literatur interessiert sind und stattdessen immer mehr an Profit. Im Grunde ist es so wie überall in der freien Wirtschaft. Was sich gut verkauft, wird gemacht. Alles andere wird abgestoßen und in irgendwelche Nischen gedrängt. Heutzutage muss man als Autor gar nicht mal gut sein, um an der Spitze der Verkaufslisten zu stehen. Man muss nur den Nerv der Zeit bzw. des Massenpublikums treffen. Die Qualität des Textes ist völlig egal, solange man einen Verlag hat der genug Werbung und Tamtam macht (weil das Key Account Management davon überzeugt ist, dass das Thema  gerade voll im Trend ist). Das was derzeit am Buchmarkt passiert, erinnert mich stark an die 80er Jahre im Musikbusiness – ich sage nur „Modern Talking“ oder die Schrott-Musik aus der Dose in den 90ern – ein bisschen BumBum, ein bisschen Hall, ein hübsches Gesicht, ein dünnes Stimmchen – Zack, ist man in den Charts!
Was soll das Geschwafel?
Tja, eigentlich ist mir schon klar, dass das hier nichts bringt. Es ist nur meine Sicht, meine Meinung, mein Eindruck. Dass diese Entwicklung sich noch mal ändert, glaube ich nicht. Doch für alle Leser, die es ähnlich empfinden wie ich – oder die sogar die Lust am Lesen verloren haben, weil ihnen nur noch Superlight-Lesekost (eine schnelle Abnahme der Gehirnmasse ist garantiert – mind. 100000 Neuronen pro Buch) serviert wird: Schaut Euch ruhig mal abseits der bekannten Verlage um. Viele wirklich gute Autoren, die auf Grund ihrer innovativen oder schrägen Ideen, ihres außergewöhnlichen Stils oder einfach wegen der Ignoranz und Dummheit der markorientierten Geldsäcke in diversen Führungspositionen nicht bei großen Verlagen erscheinen, haben ihr Zuhause in Klein- und Spezialverlagen gefunden. Man kann zwar auch dort ziemlich reinfallen aber auch das ein oder andere Schätzchen fernab des Mainstreams entdecken.
Woran liegt es wohl, dass eines der aus meiner Sicht großartigsten Bücher der Gegenwart „Grau“ von Jasper Fforde keine Fortsetzung findet? Am Autor? Sicher nicht! Am Publikum, dass nicht bereit ist, das Ungewöhnliche interessant genug zu finden, um sich darauf einzulassen und dem das Gescheite zu schwierig und zu unbequem ist? Wer weiß….

Hier noch der dazu passende und wirklich sehr gute Beitrag von Creepy Creatures Reviews für den Bereich Fantasy:
https://www.youtube.com/watch?v=DRyBuuZ-XD0&feature=youtu.be

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