Dan Simmons
Heyne Verlag
Taschenbuch
317 Seiten
in dieser Ausgabe
nicht mehr erhältlich
In Kalkutta soll der Publizist und Dichter Robert Luczack das unveröffentlichte Manuskript eines berühmten indischen Dichters namens M. Das in Empfang nehmen. Das Manuskript soll ein neues Gedicht von M. Das enthalten und Luczak wurde es ohne sein Zutun vom indischen Schriftstellerverband zur Veröffentlichung angeboten. Eigentlich ein Glücksfall, doch was die Sache etwas mysteriös erscheinen lässt – M. Das verschwand 8 Jahre zuvor und wurde für tot erklärt.
Er begibt sich mit seiner indisch-stämmigen Frau Amrita und dem Baby Victoria auf die Reise nach Kalkutta. Der Aufenthalt soll nur zwei Tage dauern und Amrita soll ihm als Übersetzerin beistehen.
In Kalkutta angekommen, werden die beiden von einem Mann am Flughafen abgeholt, der ihnen gleich ein wenig unheimlich erscheint. Der junge Mann namens M.T. Krishna ist anmaßend und macht einen aggressiven Eindruck. Der erste Eindruck von Kalkutta ist nicht minder beängstigend. Straßenzüge bestehend aus Dreck und Blechhütten, meterhohe Müll- und Fäkalhaufen, bettelnde, verwahrloste Menschen, Gewalt, Verkehrslärm und Schreie und nicht zuletzt die drückend, schwüle Hitze bei dunkelgrauem Himmel lassen Robert und seiner Frau die Lust auf den Indien-Aufenthalt sehr schnell vergehen.
Robert will das Geschäft nur noch so schnell wie möglich abschließen und wieder verschwinden. Doch bereits am nächsten Tag wird er in Dinge verstrickt, die ihm den Atem nehmen. Alles dreht sich um den verschollenen Dichter M. Das. Angeblich lebt dieser noch – möchte aber nicht in Erscheinung treten und versteckt sich den Elendsvierteln von Kalkutta. Die Übergabe des Manuskriptes zieht sich hin und schon hängen sie in Kalkutta fest. Ihr unangenehmer „Führer“ M.T. Krishna bringt Robert zu einem Bekannten, der angeblich etwas über die wahren Gründe für Das‘ Verschwinden weiß. Von ihm erfährt er eine haarsträubende Geschichte, die mit dem Kult um die Göttin Kali – die Göttin des Todes und der Zerstörung – zu tun hat. Ein unglaubliches Geschehen inmitten der Großstadt von welchem der große Dichter nun ein Teil sein soll.
Robert gerät in höchste Gefahr, denn unabsichtlich hat er zu viel erfahren. Das Manuskript von M. Das ist ein Gedicht und gleichzeitig eine Beschwörungsformel für das Böse in der Welt. Das Lied der Göttin Kali wurde bereits gesungen und es ist auch in Roberts Kopf angekommen. Er findet sich in Kalkuttas abscheulichsten Abgründen wieder und begegnet Kali und dem Tod. Doch auch seine Familie ist bedroht und schon bald wünscht er sich, niemals in diese verfluchte Stadt gekommen zu sein. Eine Rettung gibt es nicht mehr. Die Flucht ist zwecklos, denn das Lied von Kali verbreitet sich unaufhaltsam in der ganzen Welt – es hat ihm das Wertvollste bereits genommen und wird ihn nie wieder loslassen.
Dieses Buch verursacht beim Lesen ein beinahe permanentes Unwohlsein. Dies liegt nicht an mangelnder Qualität, sondern an Dan Simmons genialer Art, eine durchweg düstere und beängstigende Stimmung zu erzeugen. „Göttin des Todes“ – auch erschienen unter dem Namen „Song of Kali“ – ist dem Genre Horror zuzuordnen. Der Horror ist jedoch eher subtil. Besonders grauenhafte Gewaltszenen finden nicht statt aber dafür liegt das Grauen in der Luft und nistet sich nach und nach in die Köpfe und das Leben der Protagonisten ein.
Die Suche nach M. Das und dessen sehr üble Geschichte scheint anfangs das Ziel zu sein, auf welches alles hinaus läuft. Doch eigentlich ist das ganze Buch nur der Beginn einer viel schlimmeren Geschichte. Das unerwartete und ungewöhnliche Ende lässt den Leser mit einem sehr unguten Gefühl zurück.
Fazit: Ein sehr unheimliches, bedrückendes Buch, phantastisch geschrieben, einen intensiven Eindruck beim Leser hinterlassend. Ich werde wohl demnächst mehr von Simmons lesen müssen. 🙂
Wertung 8 von 10 Punkten