Justin Cronin
Goldmann Verlag
Gebundene Ausgabe
832 Seiten
„Die Zwölf“ ist die Fortsetzung der Passage-Trilogie von Justin Cronin. Die Handlung spielt sich, wie auch schon beim Vorgänger „Der Übergang“, auf verschiedenen Zeitebenen ab. So knüpft es zu Beginn an die Geschehnisse an, die sich gegen Ende des ersten Teils zutrugen bzw. beginnt 5 Jahre danach. Außerdem wird zurückgeblendet zu der Zeit nach dem Ausbruch des Virus und es wird erzählt, was mit den Menschen passiert, während Wolgast mit Amy flieht. So begleiten wir Grey, der Zeros Zelle geputzt hatte und von ihm als Erster infiziert wurde. Er entwickelt sich anders als die meisten Infizierten und bleibt zunächst menschlich. Auf seiner Flucht trifft er auf Lila – eine Frau, die sehr eng mit einem der Hauptprotagonisten verknüpft ist und die, gemeinsam mit Grey zu einem wichtigen Bestandteil der Zukunft werden soll. Auch die Schicksale anderer Menschen, die man miterlebt, und die Personen selbst, haben großen Einfluss auf die zukünftigen Entwicklungen. Zum Teil handelt es sich um die Vorfahren jener Menschen, die bereits im ersten Teil wichtige Rollen spielten. Hier wird erzählt, warum oder wodurch sie zu dem wurden, was sie sind bzw. welche Motivation sie antreibt.
Und wieder einmal zeigt sich, welch ein kompliziertes aber überaus gut durchdachtes Konstrukt diese Romanreihe ist. Kein Detail ist sinnlos, alles fügt sich zusammen bzw. bildet eine Basis für das Verständnis des Ganzen.
Die Handlung an dieser Stelle wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen und mich, ehrlich gesagt, auch etwas überfordern. Es gibt einfach zu viele wichtige Handlungsstränge, Personen und Ereignisse, die auch noch das Wissen aus dem ersten Teil voraussetzen. Das macht es unmöglich, eine sinnvolle Zusammenfassung abzugeben.
Diese Tatsache zeigt schon, dass man geistig gut beisammen sein muss, um sich an diese Trilogie heranzuwagen. Und wie auch schon sein Vorgänger ist „Die Zwölf“ durchweg düster und bedrückend. Es handelt von einem schier hoffnungslosen Kampf der letzten Menschen gegen einen übermächtigen Gegner, der sich zu allem Übel auch noch weiterzuentwickeln vermag und die gesamte menschliche Existenz bedroht. Und obwohl das Ende des Buches einen Hoffnungsschimmer bereitzuhalten scheint, erfährt man auf den letzten Seiten, dass es doch noch schlimmer kommen kann.
Justin Cronin schafft es mit dem zweiten Teil der Trilogie, mich vollkommen zu überzeugen. Hatte mich der erste Teil noch über ein paar hundert Seiten hinweg gelangweilt, so war ich dieses Mal von Beginn an bis zum Ende gefesselt von der Geschichte. Die Spannung reißt, natürlich bedingt durch die ständig drohende Gefahr, nie ab. Das Mysterium um Amy wird ausgebaut und es kommen weitere hinzu. Mit den anderen Helden fiebert man jederzeit mit und hofft, sie würden noch eine Weile überleben.
Fazit: Enorm spannend, düster und bewegend – ein intelligent gestricktes Meisterwerk auf dessen Abschluss es sich zu warten lohnt.
Wertung 7 von 10