30 Jahre ist es her, dass in der Siedlung „Unter den Kiefern“ nahe dem bayerischen Forstham 18 Bewohner tot um ein verloschenes Lagerfeuer liegend aufgefunden wurden. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden. Als heute plötzlich die letzte noch lebende Einwohnerin des idyllischen Bungalowparks, eine gebrechliche, an den Rollstuhl gefesselte Frau, eines gewaltsamen Todes stirbt, ist es an Kommissarin Eva Schnee, sich zurück in die Vergangenheit zu begeben, um dem Geheimnis der Siedlung und dem Mörder ihrer Bewohner auf die Spur zu kommen. Dabei muss sie sich nicht nur mit skurrilen Zeugen rätselhafter Vorgänge auseinandersetzen, die zum Teil 50 Jahre zurückliegen, sondern auch mit einer internen, dienstlichen Untersuchung, die sie selbst sowie ihre Leistungen als Polizistin auf den Prüfstand stellt.
Die Siedlung der Toten besticht von Beginn an durch ein hohes sprachliches Niveau und erzählt eine fesselnde, über verschiedene Jahrzehnte und Blickwinkel reichende, anspruchsvolle Geschichte. Die polizeilichen Ermittlungen führen immer tiefer in die Vergangenheit (bis in die 60er Jahre), erhellen psychische Abgründe der handelnden Personen, quasi nebenbei werden scheinheilige gesellschaftliche Normen der damaligen Zeit und deren weitreichende Auswirkungen aufgezeigt und kritisiert. Die Kombination facettenreicher Charaktere, geschickter Wendungen und einer bis zum Ende rätselhaft bleibenden, teils gespenstisch wirkenden Geschichte macht diesen Roman zu einem intelligenten und spannenden Lesegenuss für alle Liebhaber von Kriminalliteratur und Thrillern ohne phantastische Elemente. MS
Verlag: Fischer Scherz
Bewertung: 8 von 10 Punkten