Jacob hörte von seinem Großvater immer wieder fantastische Geschichten über dessen Kindheit. Als eines von vielen besonderen Kindern hat er während des zweiten Weltkrieges Zuflucht auf einer Insel gefunden – in einem Heim das von einem Vogel bewacht wurde. Diese Zuflucht war notwendig, da die besonderen Kinder gern von Monstern gejagt und gefressen wurden.
Je älter Jacob wird, desto weniger glaubt er an die verrückten Geschichten seines Großvaters. Womöglich sind sie die Folge eines Traumas, welches der Jude Abraham während seiner Kindheit im zweiten Weltkrieg erlitten hat. Doch als der Großvater eines Tages aus seinem Haus in einen Wald verschleppt und ermordet wird, gerät Jacobs Welt ins Wanken. Könnte in Großvaters Geschichten doch mehr Wahrheit gesteckt haben, als er und alle anderen glaubten? Offiziell wurde der alte Mann von einem wilden Tier getötet. Doch Jacob, der in ihn in seinen letzten Atemzügen liegend fand, sah etwas ganz anderes im Wald. Und das – sowie die letzten Worte seines Großvaters, treiben ihn nun fast in den Wahnsinn. Er muss diese Insel und das Kinderheim finden, um endgültig herauszufinden, ob das was er im Wald gesehen hat nur eine grauenvolle Ausgeburt seiner Phantasie war oder ob sein Großvater ihm sein Leben lang die Wahrheit erzählte.
Dass es sich bei dem Buch tatsächlich um einen fantastischen Roman (also dem Genre Fantastik zuzuordnen) handelt, wird dem Leser erst nach einer Weile klar. Der Anfang gestaltet sich wie ein psychosoziales Drama – ein alter Mann der seinem Enkel seltsame Sachen erzählt, dann stirbt und dem Enkel die Aufarbeitung seiner Kindheit überlässt. Im Grunde ist es auch so – nur eben mit einer kräftigen Portion Fantastik.
Obwohl der Hauptcharakter, und im späteren Verlauf noch andere Charaktere, im Teenageralter sind, ist die Sprache angenehm erwachsen und sehr ernsthaft. Ransom Riggs schreibt klar und schnörkellos und unterstreicht damit genau die Stimmung, die diese Geschichte vermitteln soll – kühl, geheimnisvoll, tragisch. Ein wenig Romantik ist auch dabei, die aber wegen sehr besonderer Umstände recht befremdlich anmutet. Es ist genau dieses Gefühl beim Lesen, dass etwas ganz und gar nicht normal ist, welches die Faszination der Geschichte ausmacht. Dazu kommt ein sehr spannendes Finale, das jede Menge Spielraum für Fortsetzungen lässt.
Speziell an diesem Buch ist, dass es mit vielen Fotos versehen ist. Die sind nicht unbedingt notwendig für den Verlauf der Geschichte, stören aber den Lesefluss auch nicht.
Fazit: Eine ganz außergewöhnliche und gefühlvolle Geschichte voller Fantasie und Tragik.
Wertung 8 von 10 Punkten
Ransom Riggs
Knaur TB
416 Seiten