Jonathan Stroud
Blanvalet Taschenbuch
544 Seiten
Die Geschichte spielt in London – jedoch in einer Welt, die von Zauberern beherrscht wird. England ist eine Weltmacht und größter Gegenspieler in Europa ist Tschechien.
Der Zauberschüler Nathanael ist mit seinen 12 Jahren eigentlich noch zu jung für die Beschwörung mächtiger magischer Wesen, doch er ist sehr intelligent und wissbegierig und als er eines Tages schwer in seiner Ehre gekränkt wird, tut er es! Er beschwört einen Dschinn namens Bartimäus, der ihm bei seiner Rache helfen soll.
Was Nathanael dem Dschinn befielt, scheint sogar diesem sehr dumm und gefährlich, aber er hat keine andere Wahl, als den Auftrag auszuführen. Doch damit setzt Nathanael eine Kette von Ereignissen in Gang, die ihn immer mehr in Bedrängnis bringen. Er gerät mitten in eine Verschwörung in höchsten Regierungskreisen und als er endlich bemerkt, was er angerichtet hat, ist es schon zu spät. Er verliert Menschen, die er liebt und muss fliehen, um sein eigenes Leben zu retten. Nur Bartimäus kann ihm jetzt noch helfen. Doch der Dschinn ist gegen seinen Willen auf der Erde (wie es eben bei allen von Zauberern beschworenen magischen Wessen der Fall ist) und muss seinem Meister gezwungener Maßen dienen. Er hat also kein großes Interesse daran, das Leben seines Auftraggebers zu retten und wartet eigentlich nur auf einen Fehler desselben, den er ihm zum Nachteil auslegen kann. Nathanael und Bartimäus müssen sich jedoch für eine Weile zusammenraufen, denn es geht inzwischen um mehr als nur das Leben eines Einzelnen.
Die von Jonathan Stroud erschaffene Welt kommt dem Leser natürlich bekannt vor – zumindest geographisch und auf der zeitlichen und technischen Ebene. Die politischen und sozialen Verhältnisse sind jedoch ganz anders. Zauberer sind in vielen Regionen der Welt die beherrschende Klasse und sie sind nicht die weisen und hilfsbereiten Wesen, die man aus anderen Geschichten kennt. Sie sind arrogant und von Macht und Luxus besessen. Sie sind die Yuppies in ihrer Welt – gut vernetzt, strebsam und finanziell bestens ausgestattet. Die Gewöhnlichen hingegen – Menschen ohne Zauberkräfte – sind die Arbeiterklasse, die überwacht und gegängelt wird und alle handwerklichen und sonstigen in den Augen der Zauberer niederen Arbeiten erledigen muss.
Die Magie, welche die Zauberer ausüben, besteht eigentlich nur darin, dass sie Dämonen beschwören können. Diese sind dem Zauberer dann verpflichtet und müssen alles ausführen, was er ihnen befiehlt. Die Dämonen wiederum gibt es in unterschiedlichen „Ausführungen“ und sie sind je nachdem mehr oder weniger mächtig. Die Macht eines Zauberers richtet sich also danach, wie mächtig die Dämonen sind, die er beschwören kann und wie gut er sie unter Kontrolle hat. Denn so eine Beschwörung ist immer ein Risiko – nur der kleinste Fehler dabei kann den Zauberer das Leben kosten. Denn die beschworenen Dämonen sind nicht erfreut über ihre Zwangslage und nutzen jede Gelegenheit ihr zu entkommen, indem sie den Auftraggeber umbringen.
Es gibt noch mehr kleine Raffinessen mit denen Stroud seine Welt ausgestattet hat aber allein an den angeführten Beispielen kann man schon gut erkennen, dass die Geschichte eine recht witzige Angelegenheit werden könnte. Und das ist sie tatsächlich. Die Beziehung zwischen Nathanael und Bartimäus birgt mächtig Zündstoff und auf Grund der herablassenden Art des eigentlich uralten und erfahrenen Dschinn gegenüber seinem zwölfjährigen Auftraggeber, kommt es immer wieder zu sehr witzigen Szenen.
Die Figur des Nathanael ist recht ambivalent. Einerseits sieht der Leser in ihm den zerbrechlichen, naiven Jungen – andererseits aber auch Eigenschaften eines typischen Zauberers wie das Streben nach Macht, Vergeltung, Eitelkeit und Arroganz gegenüber Gewöhnlichen. Man weiß nicht so recht, ob man ihn sympathisch finden soll oder nicht.
Eher sympathisch finde ich jedoch den Dschinn Bartimäus. Zwar ist er ein Wesen, dass nur auf seinen Vorteil bedacht ist und dem das Leben von Menschen herzlich egal ist aber er bringt alles immer so herrlich direkt auf den Punkt. Er ist frech und anmaßend und dabei immer völlig gerade heraus.
An Spannung mangelt es der Geschichte auch nicht. Abgesehen von der außergewöhnlichen Welt um sie herum, ist sie eigentlich wie ein Verschwörungs-Thriller aufgebaut – mit den großen Bösen und einem naiven Protagonisten, der zufällig hineingerät und alles durcheinander und auch zu einem Ende bringt. Es ist jedoch am Ende nicht alles wunderbar und gut oder alles ganz grausig schlecht – nein, es ist ein Ende, dass von allen Beteiligten seinen Tribut fordert und viel Spielraum für nachfolgende Bände lässt.
Fazit: Eine unbedingte Empfehlung an alle die es gern phantastisch, witzig und spannend mögen. Ein Buch für jung und alt, das einfach Spaß macht.
Wertung 7 von 10 Punkten